Donnerstag, 3. März 2022

Schloss Heidelberg | Allgemeines Frauentag am 8. März: Starke Frauen aus dem deutschen Südwesten

Zum Internationalen Tag der Frauen am 8. März erinnern die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an vier große Frauen des deutschen Südwestens: Die glaubensfeste Äbtissin Veronika von Rietheim von Kloster Heiligkreuztal, die selbstbewusste Prinzessin Sabina von Württemberg, die gebildete Gräfin Magdalena von Nassau-Katzenelnbogen aus Weikersheim und die kluge und baufreudige Regentin Sibylla Augusta.

VIER FRAUENGESCHICHTEN, STELLVERTRETEND

Frauen mit eindrucksvollen Biographien, wirkungsmächtig, klug und ihre Zeit prägend – die finden sich auch schon vor der Moderne. Erst in den letzten Jahrzehnten begann man, sich für sie zu interessieren und ihre ganz eigenständige Lebensleistung aus Quellen und Archiven zusammenzutragen. Allerdings: Verlässlich dokumentiert ist meist nur das Leben von Frauen der Führungsschicht. Wie einfache Frauen aus dem Volk in früheren Jahrhunderten ihr Leben gestalteten – das wird leider nur selten greifbar. Stellvertretend für sie alle haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg daher vier herausragende Frauenbiographien ausgewählt – und alle vier haben ihre Spuren in den Schlössern und Klöstern des Landes hinterlassen.

 

ÄBTISSIN VERONIKA VON RIETHEIM IN HEILIGKREUZTAL

Veronika von Rietheim (1472–1551) ging als „zweite Gründerin“ von Kloster Heiligkreuztal in die Geschichte ein. Der Grund dafür: Der tatkräftigen Äbtissin gelang es, in einer Zeit der Krisen und Umbrüche, das Kloster der Zisterzienserinnen zu einer neuen Blüte zu erwecken. Interne Reformen und zugleich bis heute prägende Kunst- und Bauaufträge sorgten für einen „Boom“ in Heiligkreuztal – und das in einer Zeit, in der der Bauernkrieg und die Reformation nicht nur die Kirche erschütterte. Die kunstverständige Äbtissin engagierte für die Fresken in der Klosterkirche den „Meister von Meßkirch“ – einen Maler, dessen Namen man bis heute nicht kennt. Seine Werke zählen aber zu den bedeutendsten Kunstschätzen, die in dieser Zeit entstanden.

 

PRINZESSIN SABINA VON BAYERN UND DAS RESIDENZSCHLOSS URACH

Sabina von Bayern (1492–1564) war die Enkelin von Kaiser Friedrich III. – und dieser familiäre Hintergrund machte sie zu einer begehrten Partie. Sie heiratete Herzog Ulrich von Württemberg, mit dem sie zwei Kinder bekam. Die beiden führten eine unglückliche Ehe, die von Streit und Gewalt geprägt war. Beide – Sabina ebenso wie Ulrich – waren aufbrausend und gerieten sich oft in die Haare. Als Ulrich von Württemberg aber den Geliebten seiner Frau ermordete, wurde die Situation für Sabina zu bedrohlich. Sie floh aus dem Residenzschloss Urach zu ihrer Verwandtschaft nach München – ein riesiger Skandal. Zu Herzog Ulrich kehrte sie nie wieder zurück. Erst als ihr Mann aufgrund eines politischen Konflikts aus dem Herzogtum verbannt worden war, kam sie zurück in die spätmittelalterliche Residenz Urach. Allerdings nur bis 1534 – dann kehrte Ulrich wieder in sein Herzogtum zurück!

 

MAGDALENA VON NASSAU-KATZENELNBOGEN IN WEIKERSHEIM

Gräfin Magdalena (1574–1633) war eine moderne und hochgebildete Frau, die den Weikersheimer Hof belebte und die Grafschaft Hohenlohe-Weikersheim prägte. Die tiefreligiöse Protestantin aus der einflussreichen Familie der Nassau-Katzenelnbogen heiratete Graf Wolfang II. von Hohenlohe. Die Gräfin war eine selbstbewusste Frau, die in vielen Punkten gleichberechtigt neben ihrem Mann stand. So bemühte sich der Graf beispielsweise um eine religiöse Neuordnung seines Landes – und Gräfin Magdalena arbeitete aktiv mit. Auch bei Rechnungen setzte sie ihre Unterschrift gleichberechtigt neben die ihres Ehemannes. Manche Autoren nennen die beiden, einen heutigen Begriff anwendend, ein erfolgreiches Team. Zugleich aber gebar Gräfin Magdalena in dieser Ehe mit Graf Wolfgang 14 Kinder!

 

SIBYLLA AUGUSTA VON BADEN-BADEN UND SCHLOSS FAVORITE
Prinzessin Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg (1675–1733) wuchs in Schlackenwerth in Böhmen auf. Sie heiratete den berühmten „Türkenlouis“: Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden-Baden, war Jahrzehnte älter als sie. In nur zwölf Jahren bekam das Paar neun Kinder, sechs davon starben aber früh. 1707 erfolgte der nächste Schicksalsschlag: Ihr Ehemann, länger schon krank, starb. Der Erbprinz war da erst fünf Jahre alt – Sibylla Augusta übernahm die Regierungsgeschäfte und führte ihr vom Krieg zerstörtes und ausgeblutetes Land zu solidem Wohlstand. Ihr bedeutendstes künstlerisches Vermächtnis ist Schloss Favorite bei Rastatt. Das Lustschloss ist ein Schätzkästchen von europäischem Rang. Markgräfin Sibylla Augusta bestimmte fast alle Details der Innenausstattung selbst. Hier versammelte sie Kunstwerke und Ideen aus der ganzen Welt, ungewöhnliche Dekorationen und eine einzigartige Porzellansammlung.

 

INFORMATIONEN
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Schlossraum 22a

76646 Bruchsal

Telefon +49(0)72 51.74-27 70

Download und Bilder